Heute sind wir als „Fahrradfamilie“ nicht mit dem Rad gefahren, um selbst CO2 einzusparen, sondern um ein Zeichen zu setzen für Klimaneutralität und gegen den Weiterbau der A20. Denn wenn die sogenannte „Küstenautobahn“ durch unsere Ammerländer Moore gebaut wird, wird dabei viel mehr CO2 freigesetzt, als ganz Rastede jemals durch Fahrradfahren einsparen kann: 50.000 Tonnen CO2 würden pro Jahr zusätzlich ausgestoßen werden.
Häufig wird Kritik an Umweltverbänden geübt, weil sie Bauvorhaben aufhalten. Daher hat Susanne Grube vom BUND – für mich eine der engagiertesten und erfahrensten Personen überhaupt – die etwa 1000 Demo-Teilnehmer*innen am Ende ihrer Ansprache beauftragt, allen weiterzusagen, dass es kein Verbrechen ist, sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einzusetzen. Diese Botschaft möchte ich hiermit nicht nur weitergeben, sondern noch hinzufügen: Es ist nicht nur kein Verbrechen, es ist eine Notwendigkeit. Das Bundesverfassungsgericht hat Ende April festgestellt, dass das aktuelle Klimaschutzgesetz verfassungswidrig ist, weil es die Lebensgrundlagen der jungen Menschen – und zwar der aktuell jungen Menschen und nicht etwa nachfolgender Generationen – nicht ausreichend schützt. Die A20 ist das klimaschädlichste Bauvorhaben im Bundesverkehrswegeplan. Vielleicht mag diese Autobahn Politiker*innen einmal notwendig und sinnvoll erschienen sein, als die Idee in den 90er Jahren aufkam. Inzwischen ist aus dem Klimawandel eine Klimakrise geworden. Aber auch die Verkehrsentwicklung hat sich vollkommen verändert. Es liegen Studien vor, die zeigen, dass die A20 überhaupt nicht notwendig ist gemessen am zu erwartenden Verkehrsaufkommen und dass das Ganze insgesamt keine wirtschaftlichen Vorteile bringen wird. Für sinnvolle Ziele, wie eine bessere Anbindung bestimmter Orte ans Verkehrsnetz oder die Entlastung von Innenstädten vom Durchgangsverkehr, wurden alternative Lösungen erarbeitet. Insofern ist es unerklärlich, warum man an veralteten Konzepten festhält, anstatt klima- und sozialverträgliche Alternativen zur A20 umzusetzen.
Autofahren in dem Ausmaß, wie wir es kennen, ist ein veraltetes Konzept. Diese Aussage mag für all die, die das Auto täglich benötigen, erst einmal erschreckend klingen. Aber die Konsequenz aus dem Erschrecken sollte nicht darin bestehen, an Konzepten festzuhalten, die die Lebensgrundlagen unserer Kinder gefährden. Gerade, wer auf das Auto angewiesen ist, sollte von der Politik einfordern, endlich eine Verkehrswende zu gestalten, die wirklich allen passende Alternativen bietet.
Für Schüler*innen, die in den Naturwissenschaften und in Erdkunde aufgepasst haben, ist es übrigens völlig unklar, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, eine Autobahn durchs Moor zu bauen. Denn sie kennen die Bedeutung der Moore als CO2-Speicher. Sie wissen, dass aktuell als Weideland genutzte Flächen unsere Zukunft sind, denn sie können wieder zu Mooren verwässert werden und die großen Mengen an CO2 aufnehmen, die wir nicht allein durch Radfahren einsparen können.
Wer sich einmal die Lehrbücher seiner Kinder und die aktuellen Lehrpläne anschaut, wird sich nicht darüber wundern, dass die Jugendlichen in Rastede Klimastreiks durchführen und eine Fahrradsternfahrt gegen die A20 organisieren. Dass Schüler*innen aus den Inhalten, die sie im Unterricht lernen, für sich einen Auftrag ableiten, die Gesellschaft entsprechend zu gestalten, ist für mich als Lehrerin einfach ein Traum. Daher möchte ich mich heute ganz besonders bei Fridays For Future Rastede bedanken für die tolle Organisation einer wunderbaren Fahrrad-Demo. Es war uns ein großes Vergnügen, mit euch im Dauerregen zu radeln!
Ja, wir hatten im Regen tatsächlich jede Menge Spaß – wie man auf den Fotos einwandfrei sehen kann. Während wir am Anfang noch diskutierten, welche Ausrüstung einen wohl am ehesten trocken hält, waren bald darauf alle einfach nur klatschnass. Ich kann daher keinen ultimativen Tipp für die optimale Ausstattung geben, wenn es ums trockene Ankommen geht. Wer dagegen Anregung für kreative Regen-Outfits sucht, wird auf meinen Fotos sicherlich fündig. Ich kann leider auch keine Tipps für eine optimale Bereifung geben, die auch den schlammigsten Waldwegen standhält. Ich bin einfach abgestiegen und habe mein Fahrrad vorsichtig durch den Schlamm geschoben, dabei nette Leute kennengelernt und viel Neues erfahren.
Die schönsten Seiten von Rastede, die man hoffentlich auch in Zukunft noch mit dem Fahrrad entdecken kann